20.4.

Jetzt geht’s auf den Rennsteig und durch Thüringen. Allerdings die ersten 6 km nur bergauf und etwas enttäuschend fast immer an der Straße entlang. Aber danach wurde die Wegführung besser und ging nur noch durch Wald.

Für mich ist der Winter zurück.

Die Ausschilderung ist bestens, da muss ich heute überhaupt nicht mein Navi bemühen.

Allerdings manchmal übertreiben sie auch. Wo geht’s hier bitte zum Rennsteig?

Der Tag fängt frostig an und bleibt auch so, und bei 700 m liegen auch noch bis zu 10 cm Schnee. Wenn dann die Sonne rauskommt, stellt sich gleich so ein Gefühl von Skiurlaub ein. Vor allem weil der Rhythmus mit den Stöcken der gleiche ist wie beim Langlauf.

Könnt ihr diese Stille hören?

Nach der halben Strecke schickt auch mein linkes Schienbein nicht mehr bei jedem Schritt ein Schmerzsignal ans Hirn (immer noch Spätfolge meines Marathons vorgestern) – vermutlich hat es aufgegeben, es hört ja doch keiner.

Und auch hier wieder nirgendwo ein Gasthof, der offen hätte. Da mache ich mir dann Hoffnung auf das lange angekündigte Rennsteighaus.

Das Rennsteighaus!

Toll, es hat geöffnet, da gibt es Toiletten, man kann nach Bestellung übernachten – und sogar frei zugängliche Duschen. Nur der separate Aufenthaltsraum ist geschlossen und niemand im Haus. Was Warmes zu Trinken – Fehlanzeige! Immerhin gibt es eine Steckdose fürs Handy.

Alle Häuser sind hier mit Schiefer verkleidet, es erinnert mich schwer ans Sauerland. Aber da gäbe es mindestens eine Kneipe im Dorf.

Blankenstein bis Steinbach am Walde

Nach 29 km bin ich am Ziel in Steinbach am Wald – in Franken. Hier wird Fränkisch und Bayerisch gesprochen. Und hier erwartet mich ein Zimmer mit Badewanne – welch seltener Luxus. Also hoffe ich, dass morgen die Schienbeine wieder mitmachen.

19.04.

Es bleibt kalt – der und die Anstrengung von gestern steckt mir noch in den Knochen, vor allen in Waden und Schienbein. Daher ist mir heute alles etwas schwerer gefallen.

Hirschberg an der Saale – nicht gerade ein Highlight, aber immerhin mit Übernachtung für mich.
Diese nationalsozialistischen Helden der Arbeit haben mehrere Zeitenwenden überstanden.

Hier bin ich gestartet und niemand im Ort kannte die Seilbrücke. Ein Sprachproblem meinerseits; ich habe dann auch die gemeinte Saalebrücke gefunden. Aber ich gewöhne mich ans Sächsische.

Mal unten, mal oben. Aber immer an der Saale entlang.
Sparnberg an der Saale

Hier war die Saale die innerdeutsche Grenze, und die Grenzanlage unterschied sich von den bisherigen dadurch, dass hier eine Schmalspurbahn mit aufmontiertem Maschinengewehr hinter Grenzzaun und -mauer entlangfuhr.

Links Schmalspurbahn, Mitte Zaunreste, rechts die Saale.

Auch heute gab es in keinem der Orte eine geöffnete Gaststätte – eine echte Einöde. Und Schluss der heutigen Tour war deshalb schon nach 15 km in Blankenstein, dem Startpunkt des Rennsteig! Ich hätte noch ein bisschen laufen können, aber selbst in der Touri-Info (Wanderstützpunkt) haben sie keine Unterkunft in den nächsten zwei Orten finden können. Und zum Zelten ist es echt zu kalt.

Hirschberg bis Blankenstein

Auch für morgen hab ich schon 7 Quartiere und bisher erfolglos angerufen. Die beste Begründung war: „Meine Frau hat mir verboten Gäste aufzunehmen wenn sie nicht da ist.“

18.04.

Heute morgen, mein erster Blick aus dem Fenster!

Das war ein besonderer Tag heute, der schon mit 5 cm Neuschnee anfing. Aber was ein Glück, es hatte nachts geschneit und ich konnte trocken starten. Dafür musste ich 500 m an der Landstraße entlang laufen und da hat mich ein Reporter vom MDR abgepasst, mich beim Wandern im Schnee gefilmt und mich interviewt. Woher, wohin und warum – und was ich von Wetter halte. Der Beitrag ist dann aber wohl doch nicht gesendet worden. Schade.

Morgens war noch Frost und der Schnee knirschte bei jedem Schritt.
Hindernisse auf dem Weg
Auf 600 m Höhe und bei 3 Grad hielt sich der Schnee bis mittags.

Dann setzten Schneeregen und Graupelschauer ein, ich musste öfter mal Pausen in Hütten und Bushaltestellen einlegen, und ab Mittag war dann alles weggetaut.

Der Kammweg hat mich lange an der ehemaligen Grenze entlang geführt und ich war heute nacheinander in Sachsen, Franken und Thüringen (übrigens alles Freistaaten).

Die ehemaligen Wege der Grenzposten sind jetzt zu Wanderwegen umfunktioniert.
Teilweise sind noch komplette Grenzanlagen erhalten.
Wachturm der DDR

Als Grenzregion ist die Gegend hier völlig entsiedelt worden und bis heute noch nicht touristisch erschlossen. So bin ich dann Stunden um Stunden (9 1/2 Std. reine Laufzeit) gelaufen, ohne einen Gasthof zu finden, der offen hatte, geschweige denn eine Pension. Und die netten Menschen, die ich getroffen habe, haben mir zwar einen Kaffee angeboten, aber keinen Platz für die Nacht.

Würden Sie diesem Mann einen Kaffee anbieten?

Und so sind es dann 41 km bis zu meinem Zimmer in Hirschberg/Saale geworden. Ich bin entsprechend platt und hoffe auf weniger rekordverdächtige Anforderungen, wenn es denn morgen auf den Rennsteig geht. Das Wetter hingegen hat mir wenig ausgemacht, dafür bin ich offensichtlich gut gerüstet.

17.04.

Gefrühstückt hab ich heute im Hotel – in der Pension gab’s nichts. Das Frühstück war eine Wucht, aber es ist schon ein besonderes Vergnügen, mit quietschenden und schmutzigen Wanderschuhen durch das Spalier der Kurgäste zu müssen, die Highheels und Lackschuhe tragen – mindestens.

Ansonsten ist der Tag schnell beschrieben: 23 km Nieselschneeregen und Wald.

Da braucht man ein gutes Regencape und eine hohe Wettertoleranz. Ersteres hatte ich von Anfang an, letzteres hab ich mir unterwegs zugelegt.

Ich habe Deutschland an dieser Stelle komplett durchquert, war wieder auf dem Grenzweg, nur jetzt mit den tschechischen Grenzsteinen auf der linken Seite.

Mein Weg von Bad Brambach bis Bergen

Zwischenstopp war in Bad Elster an der Weißen Elster. Nach ihr wurde die Elster-Eiszeit benannt, etwa 400.000-320.000 Jahre vor heute. Wird Zeit, dass die mal aufhört!

Albert-Bad in Bad Elster
Das königliche Kurhaus von Bad Elster

Kurz vor meinem Ziel kam ich in Untergettengrün vorbei, das sicher so mancheR kennt – nur woher? Hier steht das Geburtshaus von Erich Ohser, besser bekannt als e.o.Plauen. Die wunderschönen Comics von Vater und Sohn sind von ihm.

Vater und Sohn von e.o.Plauen
Und noch eine wichtige Erkenntnis: die Weihnachtsbäume sind auch von hier.

16.04.

Die schönste Osterdeko bisher

Frohe Ostern allerseits! Oder, wie die Eingeborenen sagen: Šťastné Velikonoce! Spielt aber hier im Alltag keine große Rolle – vermutlich das Ergebnis sozialistischer Sozialisation. Die einzigen, die heute Ostereier versteckt haben, waren Deutsche – und ich hab der Versuchung widerstanden, davon zu naschen.

Aussichtsturm über dem Stausee von Cheb. Auf den Stufen: die Ostereier.

Cheb hat einen tollen Stadtpark zu bieten, mit Kletterpark und Erlebnisspielplätzen, Cafés und witzigen Plastiken. Und der Stausee ist auch Teil dieses Parks und in unmittelbarer Stadtnähe.

Der Stausee von Cheb

Ich bin heute also fast ausschließlich durch Kulturlandschaft gewandert und auch immer mal wieder in unmittelbarer Nähe zu Schnellstraßen. Die Landschaft gestern war eindeutig schöner. Aber vielleicht lag es auch am Wetter, heute war von Sonne bis Hagel und Schnee alles dabei. Aber ich bin mit Loop jetzt gut gerüstet.

Eines der Kurhäuser von Franzensbad

Eine Zwischenstation war Franzensbad, eine Ansammlung von medizinischen Palästen aus dem 19. Jahrhundert (oder teilweise früher), Badehäuser, Pavillons, Hotels, Kurkliniken, Protz. Es gibt überall in den Parks mineralische Quellen, deren Wirkung man damals entdeckt hat – und man kann probieren. Hab ich gemacht, aber die Heilquelle mit dem Glaubersalz hab ich ausgelassen.

Glauberovych Pramena. Glaubersalzquelle

Und wer hatte geöffnet, dass ich meine Schnapsflasche auffüllen konnte, der Asia-Shop. Aber mit einer sehr geringen Schnapsauswahl: Becherovka – eher ein Kräuterschnaps. Aber es war ja klar, dass ich nichts Gleichwertiges kriege.

Klassizistische Architekturen
Das Parkhotel

Die Grenzregion ist dann wieder Waldgebiet und etwas bergiger. Endlich wieder Deutsch sprechen und sich verständlich machen können!

Der Weg verlief etwa eine Stunde genau auf der Grenze. Links die deutschen Grenzsteine, rechts die tschechischen.

Nach 28 km war ich dann endlich in Bad Brambach am und auch hier gibt es Mineralwässer und eine Badeanlage. Diesmal auch mit Sauna – und ich konnte es mir richtig gut gehen lassen, mit Sole- und Schwimmbecken, Whirlpool und finnischer Sauna. Deshalb ist es heute richtig spät geworden. War schön.

15.04.

Was ein Tag! Zuerst hat sich der Muskelkater als ein alter Bekannter zurückgemeldet. Der lange Abstieg gestern ist mir ganz schön in die Beine gegangen. Aber was soll’s, der Kater ist nach den ersten Kilometern weg und die Landschaft ist weiterhin toll.

Fränkische Fachwerkshöfe in Salajna

Es gibt hier „Fränkische“ Fachwerksarchitektur in Spurenelementen, die liebevoll erhalten wird, und die Wege sind zum Teil ziemlich abenteuerlich.

Von den vier morschen Balken haben zwei schon aufgegeben.

Zum Glück habe ich mittags in einem unscheinbaren Dorf ein Plätzchen für ein zweites Frühstück gefunden. Ich versuche es dann zwischen all den Biertrinkern immer mit sladke jídlo (etwas Süßes) – und das Ergebnis kann sich diesmal sehen lassen.

Ein palačinky mit Eis, Erdbeeren und Sahne. Und achtet bitte auf die Bürgerhausästhetik mit Aschenbecher und Fahrradständer im Hintergrund.

Dann habe ich kurz vor dem See von Jeseniče den markierten Weg verloren – aber einen sehr schönen neuen entdeckt, der mich erst durch Kleingärten und dann ans Ufer des Sees geführt hat. So geht’s mir die ganze Zeit: dauernd Überraschungen.

Dann war allerdings irgendwann Schluss und ich bin immer weiter durch hohes Gras gestapft, und als es sumpfig wurde, musste ich ein frisch gekeimtes Getreidefeld queren (natürlich immer in den Traktorspuren), dann kam eine Schnellstraße und danach noch ein Weizenfeld.

Ich wusste ja genau wo ich war – und ungefähr wo ich hinmusste.
Schließlich musste ich auf eine stillgelegte Eisenbahntrasse hochkraxeln und ab da war alles easy. Ich kam so bis ins Zentrum von Cheb – immer entlang der Bahn, manchmal auch auf der Bahn.

Denn hier stellte sich heraus, dass die weiß-rot-weiße Markierung meines Wanderwegs bei der Bahn anscheinend noch eine andere Bedeutung hat und mich geradewegs auf die Gleise geführt hätte.

In Cheb habe ich mich zunächst um meine Versorgung für die Ostertage gekümmert, es ist Schnee angesagt und die Vorräte sind alle.

Kaufland war ein Ausflug in eine andere Welt. Ich hab da drin Augenflimmern und leichtes Ohrenpfeifen bekommen. Aber auch Brot, Käse, Äpfel und Energieriegel.

Und nebenan gabs dann auch noch einen Loopschal, den ich mir zum Schutz für die Ohren gekauft hab.

Der Marktplatz von Cheb (Eger)

Das Zentrum von Cheb war eine positive Überraschung, weil so viel alte Bausubstanz erhalten ist. Es gibt einen Dom, den ich mir gespart habe, einen schönen Marktplatz und eine Burg aus Lavagestein.

Marktplatz mit Dom im Hintergrund
Aber das Highlight für mich war die Holzbrücke über die Eger.
Die Burg von Cheb

Meine Pension erreichte ich nach 28 km – etwas außerhalb und relativ einfach zu finden. Nur erwartete kein Mensch meine Ankunft und an der Pension stand außer „besetzt“ noch ein zahnloser Hausmeister mit scharfem Hund. Es kamen dann alle (!) Nachbarn zusammen, und jemand versuchte den Besitzer der Pension anzurufen, aber auch der wusste von nichts. Es gab aber noch einen Sohn gleichen Namens – der nicht erreichbar war.

Zum Glück hatte ich einen Ausdruck einer E-Mail mit meiner Reservierung vorzuweisen. Jedenfalls blieb die Suche ergebnislos und die Pension verschlossen.
Zum Glück sprach der Sohn vom Freund des Vermissten gut Deutsch und hat mir geholfen, eine Alternative zu finden – in der dann auch noch ein Zimmer frei war. Here I am – ohne WLAN. Und vermutlich morgen früh ohne Frühstück.

14.04.

Danke an alle, die mich mit Energieriegeln, Dextro Energen und Schnaps versorgt haben. Die Vorräte sind heute aufgebraucht und jetzt muss ich Selbstversorger werden. Die letzten Reserven hab ich heute für den Anstieg auf 980 m (Lesny heißt der Berg) gebraucht.

Fichten und Tannen sind hier auf der Höhe sehr dominant.
Und ab 980 m ging es dann den Rest des Tages nur noch bergab – und teilweise recht steil.

Die Abstiege habe ich dann abends ganz schön in den Waden gespürt, obwohl 18 km heute jetzt nicht wirklich viel waren. Und Wölfe und Wildschweine sind mir zum Glück nicht begegnet – wenn ich auch heute öfter daran denken musste.

Gestern hatte ich Sorge, dass mein Handy-Akku reicht und auch die Powerbank war am Ende. Die Suche nach dem nicht vorhandenen Netz hat anscheinend Energie ohne Ende verbraucht, daher versuche ich es heute im Flugmodus. Haha!

Ne, ich bin weiter zu Fuß unterwegs – aber das Handy verbraucht deutlich weniger Strom. Die Wanderkarten für meine Stecke hatte ich vier Tage im Voraus heruntergeladen und die Ortung per GPS funktioniert auch so.

Im Hintergrund noch der Kaiserwald, der jetzt hinter mir liegt. Hier wird die Landschaft deutlich lieblicher.

Und meine neue Bleibe ist auch deutlich netter: Ein Fachwerkbauernhof, auf dem auch schon ein Wanderer mit Pferd auf dem Weg von Berlin nach Ungarn abgestiegen ist.

Der Hof von Mansky Dvûr.

13.04.

Gestern war ich wirklich fernab jeder Zivilisation unterwegs und hatte abends weder WLAN noch Netz. Daher jetzt mein Nachtrag für den 13.4.

Aufstieg auf den Krudum bei Regen

Es ging durch den Kaiserwald (Slavkovsky les) und bis auf den Gipfel Krudum – mit 820 m mein höchster Punkt bisher.

Der Krudum von weitem. Da hatte ich noch ein paar Höhenmeter vor mir.

Der Rundumblick war fantastisch – allerdings nicht vom Turm, denn da wurde vor elektromagnetischen Feldern für Handys gewarnt.

Mit meiner Höhenangst bin ich dann da auch nicht hochgestiegen.

Den Rest des Tages – insgesamt 27 km – ging es dann ausschließlich durch Wald. Die einzigen, die mir begegnet sind, waren 3 Waldarbeiter im Jeep. Allerdings bin ich zwischendurch auch 1/2 Std. auf der Landstraße gelaufen – mit einigem Verkehr.
Ich bin dann auf den Hinweis eines verschwundenen Dorfes gestoßen.

Frohnau (*1187-1945)

Im Mittelalter und bis ins 20. Jahrhundert lebten hier noch 300-500 Menschen. Jetzt ist davon keine Spur zu sehen, nur Landstraße und Wald. „Zur größten Abwanderung kam es dann Mitte des 20. Jahrhunderts“ oder „die Erlöschung des Dorfes war im Jahr 1945“ heißt es auf der Tafel.

Danach wurde der Kaiserwald dann Truppenübungsplatz und vermutlich Aufmarschgebiet der russischen Armee. Mir ist die ganze Zeit bewusst, dass ich durch das ehemalige Egerland wandere und dass nach 1945 hier eine massenhafte Vertreibung stattgefunden hat. Die Folgen auf deutscher Seite kenne ich ja, aber auch für die Tschechen muss das doch ein riesiges Trauma sein. Es hat aber noch nie jemand das Thema angesprochen.

Das Restaurace schließt um 18:00. Für mich gab’s dann aber noch Hirschgulasch mit Klößen.

Heute Abend residiere ich mit müden Beinen und ohne Netz im Jagdschloss, das allerdings schon bessere Zeiten gesehen hat. Im Restaurant im Nachbarhaus gab es nur noch Hirschgulasch und der Gastraum war Tierfriedhof. Vielleicht eröffne ich noch eine Seite der besonderen Unterkünfte. Schnell weg hier.

12.04.

Letzte Nacht muss ich stundenlang einen amerikanischen Highschoolfilm geträumt haben. Wer hat wen wo angesehen. Kreisch! Und warum hat was bei wem mit dem Kleid überhaupt nicht geklappt. Oh my god! Und wo wer sich ein Piercing hat machen lassen. Nein! War ich der Produzent des Films, war ich Eltern? Ich weiß es nicht mehr. Eine Mischung aus „Zurück in die Zukunft“ und „Little Miss Sunshine“. Warum träum ich sowas? Weil Lucie (Enkelin) morgen ihren 18. Geburtstag feiert?

Karlsbad ist auch heute wieder sehr schön, und ich stelle fest, Beethoven war auch schon hier und Goethe zur Kur. Und Carlsbad gibt es auch in California!

Ein großer Teil meines Weges ging heute an einem bildschönen Fluss entlang, der Eger (Ohre) – nur Radfahrer und Wanderer (1) unterwegs.

Die Eger hat etwa die Größe der Lahn und ist wohl auch bei Kayakfahrern beliebt.

Es gibt auch Abschnitte mit Kletterfelsen und stärkerer Strömung – und einem Restaurant mit Mohnstrudel, Schlagsahne und Latte Macchiato. Das hätte auch Goethe gefallen.

Und tatsächlich war Goethe öfter hier und schrieb 1808: „Interessante riesige Felsenwand und Wasserpartie, wo der Landschaftseindruck sich mit dem geologischen verbindet …“
Links gab es den Mohnstrudel.

Ich musste dann nur noch einmal halsbrecherisch die Seite der Eger wechseln und war nach 16 km schon am Ziel in Loket.

Stöcke und Kamera auf dieser Hängebrücke fest umklammert

Loket (früher Elbogen) liegt mit Burg und historischem Stadtbild völlig isoliert auf einem Felsen, fast umschlossen vom Fluss. So stolpere ich schon wieder über ein bildschönes Städtchen – und historisches Kulturgut.

Die mittelalterliche Burg von Loket

Der Ort hat nicht viel mehr als fünf Straßen und ist jetzt in der Vorsaison ziemlich ruhig.

2006 wurde auf dem Marktplatz von Loket für den James Bond-Film Casino Royale gedreht.

Nach der kurzen Wanderstrecke am Vormittag hatte ich diesmal noch viel Zeit, jeden Turm zu erklettern, jede Brücke zu überqueren und noch jede Menge Fotos zu machen.

Der Aufstieg zur Burg
Die Burg bei Nacht und nach zwei Bieren

11.04.

Vier Spiegeleier mit Speck zum Frühstück

Ich verspreche, ich halte mich zurück mit Essensfotos, aber was ich heute morgen schaffen sollte, das musste ich festhalten. Ich war wohl auch der erste, der hier sein Frühstück fotografiert hat. Der Chef konnte es nicht fassen. Ansonsten wird hier gern auch schon Bier um 8 Uhr getrunken.

Gut, dass ich mich gestärkt hatte, es wurden heute 27 km Strecke bei eisigem Wind bis Karlsbad, meinem nächsten Etappenziel.

Karlsbad ist Wiesbaden hoch 2. Alle Gründerzeithäuser in einem engen Tal in zwei (oder drei) Schichten übereinander.

Wer gerne nobel kuren will, fährt wohl nach Karlsbad und führt hier seinen Chihuahua spazieren.

Die Mühlenkolonnaden

Nach meiner Wanderung war meine Lust auf Stadtbummel begrenzt und es brummen mir die Beine,  aber es gibt Unmengen an architektonischen Highlights zu sehen.

Die Sadova Kolonnaden

Nach so einem Tag hätte ich mich gerne in der Sauna verwöhnt, schließlich gibt es hier auch ein Thermalbad. Ich hab aber leider das System nicht begriffen. Es sah eher aus wie ein Krankenhaus mit Teppichboden und Einzelzimmern für Umkleide, Whirlpool, Sauna und Toiletten. Mehr konnte mir der Herr an der Kasse leider auch nicht erklären: nur Chesky und Russky. Aber was ich verstanden habe: die Sauna hat ab 18 Uhr geschlossen.

Thermalbad – theoretisch auch mit Sauna.

Stattdessen hatte ich diesmal ein Apartment mit Sofa, Sitzecke – und Luxusdusche! Auch nicht schlecht – nach 33,5 km Beinarbeit insgesamt.

Hier sind alle auf Tourismus eingestellt und einige Brocken Englisch oder Deutsch spricht hier jedeR – oder halt Russisch.