Es klappt immer besser mit der Übernachtung im Zelt, und das trockene Wetter sorgt dafür, dass ich heute morgen alles trocken einpacken konnte. Kein Frühstück, aber ich freue mich schon auf die 6 km nach Vitry-le-François, weil der Weg vom Campingplatz aus direkt an den Kanal geht, am Kanal entlang und von da über eine Brücke in die Stadt.
Das Tourismusbüro macht erst um 10 Uhr auf, so dass noch Zeit für ein erstes Frühstück bleibt. Ich liebe diese Pain aux chocolate, und dazu schwarzen Tee!
Auf einmal scheint alles ganz easy. Die Frau im Tourismusbüro ist sehr kompetent, versteht sofort meine Probleme mit der Quartiersuche: das verlängerte Wochenende, und gibt mir eine Liste mit möglichen Unterkünften. Es gibt auch jede Menge Cafés für meine Akku-Sorgen. Und bald bin ich mit neuer Energie geladen.
Das Quartier, das ich per Telefon finde, ist leider auch voll – aber immerhin gibt es da Platz für mein Zelt, Dusche und Toilette. Ich sage zu und kann mir also ganz in Ruhe die Stadt ansehen.
Liegt alles auf dem Weg zum Intermarché, wo ich mich fürs zweite Frühstück eindecke. Jetzt passt wirklich nichts mehr in meinen Rucksack. Aber ich hab ja die Hoffnung, dass ich bald das Gewicht in meinen Magen umschichte.
Und es geht weiter am Kanal entlang. Es ist heiß, aber diesmal bin ich auf der Schattenseite, und die Nähe des Wassers macht die Hitze erträglich.
Es stellt sich auch heraus, dass die Transportverpackung für meine Stöcke sich ideal für Baguettes eignet. Und ich habe natürlich jede Menge Wasser dabei.
Die Optik bleibt den ganzen Tag gleich, einmal ist der Kanal nah und sauber genug, um Arme und Kopf einzutauchen um das Heißlaufen zu verhindern. Meist ist die Oberfläche am Ufer aber mit Algen bedeckt. Ich sehe wieder viel Natur, Fische, Reiher und auch zweimal Biber.
Nach 25 km ist Schluss und mein linkes Fußgelenk fängt an wehzutun. Ich brauche eine Pause, es warten noch 10 km auf mich. Dank guter Vorbereitung durch das Tourismusbüro weiß ich, dass es im nächsten Ort am Kanal zwei Hotels gibt, also vermutlich auch eine Bar. Ich gehe verlassene heiß glühende Straßen entlang, ohne Erfolg, und kehre schon um zum Kanal. Dort treffe ich doch noch ein junges Pärchen, dem es sichtlich Spaß macht, mir zu helfen.
Es gibt eine Bar und für mich einen Liter Wasser und eine Cola. Es gibt auch Zimmer – und tatsächlich ist eines noch frei. Und kostet heute Abend Last Minute nur 40 statt 65 Euro. Da sage ich natürlich meiner anderen Unterkunft ab und schlage zu. Es gibt also heute Abend mal wieder ein kühles Bier. Zwei!
Und da ich in der Champagne bin, muss ich unbedingt noch einen leichten Weißwein probieren – dazu drei Sorten Käse. Leute, meine Kritik an Frankreich war völlig übertrieben. Ich sitze allein auf der Terrasse, es wird langsam erträglich kühl, ich habe Strom und WLAN, und ich liebe diesen Himmel.
Ich sehe es wird besser – Frankreich kann auch anders!