16.05.

Sonne, Sonne, Sonne. Was für ein Tag. Urlaubsstimmung. Und der Himmel das reinste Blau. Da laufen die Füße fast von alleine. Und der Saar-Hunsrück-Steig, den ich heute gelaufen bin, ist wirklich ein Premium-Wanderweg. Viele Wege durch den Wald, keine Autobahnen!

Ein echter Steig über sumpfiges Gelände

Diesmal hatte ich unerwartete Begleitung, eine Wanderin in meinem Alter, die diesen Steig alleine läuft – mit gebuchten Quartieren und transportiertem Gepäck. Ca. 2 Std. sind wir zusammen gelaufen, aber ihren Namen hab ich nicht erfahren.

Sie ist schon so jeden Weg zwischen Riesengebirge und Schwarzwald gelaufen und ist Wegmarkiererin im Teutoburger Wald (!), wo meine Brüder und ich die letzten beiden Jahre gewandert sind. Aber irgendwann war dann auch gut, und sie hat sich für Ihre Mittagspause abgesetzt.

Fußgängerzone Mettlach

Ich habe dafür in Mettlach Pause gemacht, zünftig mit einem Eisbecher. Heute morgen gab es Frühstück in der Bäckerei, man sprach Eifelkölsch, wobei sich der Junior vom Gasthof entschieden dagegen gewehrt hat, dass der Ort zur Eifel gehört. Und beim Eis am Nachbartisch mehrsprachig Saarländisch und vermutlich Luxemburgisch, denn so eine Mischung hab ich noch nicht gehört.

Der Palazzo von Villeroy&Boch

Mettlach ist Villeroy&Boch, so wie Rüsselsheim Opel ist. Für mich ist Villeroy&Boch ja eher Sanitärporzellan. Und wenn dann angekündigt wird: Erlebniszentrum und Outlet-Center – komm ich ja schon schwer ins Grübeln. Aber die haben tatsächlich auch anderes Porzellan.

Nach so einem Eis sind dann Eineinhalb Std Aufstieg auf die Saarhöhe gar nichts, es ging danach nämlich nur noch bergauf. Aber der Saar-Hunsrück-Steig ist hier wieder klasse.

Blick auf den Cloef, den Wald links der Saar und oben auf dem Gipfel: die Waldspirale

Und im Wald riecht es nicht nur nach Atlantikküste, sondern auch nach Bonbons mit Kirsch- und Brombeergeschmack. Fragt mich nicht warum. Wahrscheinlich künstliche Aromastoffe, die sie im Wald verteilen.

Dann bin ich erst zu meinem Quartier, den Rucksack abladen. Und dann hatte ich Luxus, den Nachmittag frei. Ich hab den Waldwipfelpfad genommen. Und das ist nicht nur der Name, es ging wirklich bis in die Wipfel – und dann noch höher auf eine Waldspirale, von der aus man die Saarschleife sehen konnte.

Der Waldwipfelpfad in Höhe der Kronen der höchsten Fichten.

Auf halbem Weg bin ich mit meiner Höhenangst umgekehrt, aber es hat mir keine Ruhe gelassen. Und schließlich war ich doch noch oben. Und total ergriffen bei diesem Ausblick. Das absolute Highlight der Tour bisher. Entweder weil ich mich so hoch getraut habe, oder wegen des fantastischen Wetters – oder weil die Saarschleife wirklich fantastisch ist. Ich war wirklich fasziniert.

Die Saarschleife

Und dann noch abends beim Italiener Rigatoni mit Salmone auf der Terrasse … So kann es weitergehen. Heute nur 21 km mit Rucksack, das ist fast wie ein Ruhetag.

15.05.

Heute morgen war ich dann doch nicht mehr allein in der Jugendherberge, das komplette Team war da, denn mittags sollte schon die nächste Schulklasse anreisen. Es gab also auch Frühstück.

Hermeskeil hat einiges an Industrie und dieses Sägewerk, an dem ich vorbeigekommen bin.

Berge von Holz, die aus dem Wald geschafft worden sind.
Der Straßenname des Sägewerks und die Erklärung, wie hier „auf Arbeit“ ausgesprochen wird.

Gestern habe ich die 1.000 km voll gemacht und ich spüre, Frankreich ist nicht mehr weit.

Erst einmal aber weiter durch den Hunsrück. Ich musste heute große Strecken Waldautobahn laufen: Wirtschaftswege mit Schotter, Kies oder Asphalt, die manchmal für mehrere Kilometer wie mit der Schnur gezogen durch den Wald führen. Das scheint eine Spezialität des Hunsrück zu sein. Meist total langweilig!

Buchenwälder rechts und links

Wenn der Wind allerdings in warmen Wellen den Geruch von Fichtenharz über den Weg trägt, fühlt sich das fast an wie Atlantik. Teilweise betäubend intensiv, da wo die Holzabfälle zu großen Haufen zusammen geschoben worden sind.

Es lag mal wieder eine Burg auf meinem Weg, die Grimmburg, sicher historisch völlig dilettantisch rekonstruiert, aber trotzdem nett. Und der Burgwart, den ich getroffen habe, war früher auch begeisterter Wanderer. Jetzt hat er Knie.

Die Grimmburg bei Grimmberg

Von der Burg aus, war der Weg abwechslungsreicher und führte durch kleine Flusstäler hinauf zum Teufelskopf.

Und kurz davor auf einmal ein Stück „Weg“, der über die Trümmerhalde vom letzten Holzeinschlag hochführt. Eigentlich eine Zumutung. Und ausgerechnet da plötzlich: ein x-Wanderzeichen. Nachdem ich eine Stunde lang danach gesucht habe.

Wieder mal einen Berg erklommen

Oben auf der Höhe öffnet sich dann der Wald für solche Fernsichten. Aber manchmal ist es auch hier laut wie im Frankfurter Stadtwald – wenn die Flieger vom Hahn starten.

Greimerath

Nach 29 km habe ich Greimerath erreicht und wohne relativ luxuriös. Allerdings ohne Gasthof, daher gibt es Abendbrot aus dem Rucksack: Reste essen (Käse, Brötchen, Äpfel, Bananen und Nuts). Gar nicht mal so schlecht.

14.05.

Peter und Kerstin sind mit ihrem Wohnmobil optimal ausgerüstet und es gab ein leckeres Frühstück mit Brötchen vom Campingplatz

Dann haben die beiden mich noch zum Einstieg der Wanderung in Morbach gebracht und ich war wieder allein auf mich gestellt. Zum Glück konnte ich gestern Abend schon die Reservierung für die Jugendherberge Hermeskeil machen, so dass die Checkerei wegen der Übernachtung heute wegfiel.

Gutes Wetter hat mich heute meist begleitet.
Und so sah es dann aus, als ein Gewitter im Anzug war.

Rechts im Bild könnt ihr den Hochstand sehen, auf dem ich dann Schutz gesucht habe, ein wirklich hoher Hochstand. Aber diese Kombination aus heftigem Regenguss, Blitzen, die immer wieder um mich herum einschlugen, und Windböen, die das Teil zum Schaukeln bringen – das war schon eine besondere Erfahrung! Aber ich bin tatsächlich trocken geblieben.

Highlight der heutigen Wanderung war der Erbeskopf, mit 816 m höchster Berg von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und den Beneluxstaaten, außerdem Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Holland …

Eine begehbare Plastik auf dem Erbeskopf.

Von der Rampe vorn kann man ewig weit sehen, und ich habe versucht abzuschätzen, wo ich noch überall sein werde.

Gleichzeitig mit mir haben sich zwei Radfahrer aus Polen den Berg hochgequält. Teilweise waren die auch nicht schneller als ich, aber dann bin ich von der Straße in den Wald abgebogen und hab sie oben an der Plattform wieder eingeholt.

Von weiter unten führt eine Art Sommerrodelbahn auf den Erbeskopf: hoch mit einem Schlepplift …
… runter mit Geschrei.

Der Erbeskopf wurde lange vorwiegend militärisch genutzt und war bis 2004 noch militärisches Sperrgebiet. Erst danach war er für die Öffentlichkeit zugänglich.

Aber auch jetzt gibt es dort oben noch einen Spähposten.

Auf dem Weg bergab hat mich dann doch noch ein zweites Gewitter erwischt und ich bin wieder mal nass geworden.

Hier scheint es öfter zu regnen, denn der Waldboden ist durchgängig mit einer dicken Moosschicht überzogen.

Abends nach 32 km dann die Überraschung in Hermeskeil: Die Jugendherberge leer und verschlossen. Man hatte meinen Anruf nicht ganz ernst genommen und meine Online-Buchung von heute hat niemand erreicht, weil niemand da.

Aber letztlich habe ich jemand erreicht, der eingesehen hat, dass ich für den Fehler nichts konnte und mir ein Zimmer gegeben hat. Jetzt sitze ich ganz allein in der Jugendherberge, die Eingangstür habe ich wieder zugeschlossen, und der Kühlschrank ist voll Bier.

Meine Jugendherberge in Hermeskeil!

13.05.

Es ist mir heute morgen schwer gefallen, vom Frühstückstisch loszukommen. Aber ich hatte eine Verabredung um 11 Uhr in Rhaunen – und bis dahin noch 12 km vor mir. Peter und Kerstin wollten sich mir heute anschließen und warteten dort auf mich.

Der Weg ging zuerst über die Brücke in Gehlweiler und dann durch eine ganz weite Wiesen- und Weidenlandschaft.

Unser Treff „an der Kirche“ hat tatsächlich geklappt und wir sind dann nach einem ersten Picknick mit Kuchen (!) zu unserer Tagestour aufgebrochen.

Kerstin mit dem Spucker, einer Bronzefigur in Rhaunen, die alle paar Sekunden Wasser spuckt.

Ab Ortsausgang waren wir wieder völlig alleine auf der Strecke und haben schon nach einer halben Stunde Wanderung eine richtig große Höhle im Berg entdeckt.

Es hat uns einige Überwindung gekostet, die Höhle bis in alle Seitenräume zu erkunden: finster, rutschig und etwas unheimlich.

Und das Erstaunlichste: Keine Hinweistafel, keine Legende, nicht einmal der Name der Höhle war zu erkennen.

Das Wetter war etwas unbeständig und wir haben in fliegenden Wechsel zwischen  Regenjsacke und T-Shirt gewechselt.

Irgendwann war dann sogar Zeit für die Sonnencreme.

Der Weg hat uns durch ein neu ausgewiesenes Naturschutzgebiet bis in 763 m Höhe geführt, ein langsamer beständiger Anstieg, und von dort hatten wir auch wieder tolle Ausblicke über den Soonwald.

Oft sind wir auf breit ausgebauten Wirtschaftswegen gelaufen.

Wir drei hatten ein sehr unterschiedliches Tempo und mussten immer mal wieder unseren Rythmus abstimmen. Oft war Peter vorn und Kerstin hinten, weil sie häufiger Details am Wegrand entdeckt, die mir schon gar nicht mehr auffallen.

Dieser Holzhaufen war so ein Detail, vergessen, verrottet und völlig von Moos überwuchert.

Am Ende zog sich der Weg etwas, und die letzten Kilometer (32 km für mich und 20 km für Peter und Kerstin) sind sowieso immer die schlimmsten.

Da ist so eine Erfrischung im Brunnen eine willkommene Abwechslung.

Heute musste ich mich ausnahmsweise nicht um mein Quartier kümmern, denn Peter und Kerstin hatten ihr Wohnmobil in Morbach abgestellt und wir wollten auf dem Campingplatz dort übernachten. Aber – keine Toiletten in der Nähe, die Kneipe war nicht rauchfrei und alles eher lieblos. Da wollten wir nicht bleiben.

Ganz anders dagegen unsere „zweite Wahl“, die Harfenmühle. Wir hatten ein schönes Plätzchen, die Waschräume waren topp und das Restaurant hatte eine gute Küche.

Ein entspannter Abend nach einem anstrengenden Tag. Und mein orangener Schlafsack ist diesmal trocken geblieben.

12.05.

Ich bin heute morgen gleich mit Begleitung gestartet: Jürgen, ein guter Freund, hat sich mir angeschlossen. Wenn er gewusst hätte, auf was er sich da einlässt …

Guten Morgen in Argenthal

Der Soonwaldsteig war heute unser Programm, und gleich am Anfang haben wir einen Abstecher zur Einsiedelei Reizenborn gemacht, wo von 1732 bis 1784 zwei Mönche gelebt haben, auf 42 qm.

Die Eremitage Rätzebore ist inzwischen wieder aufgebaut worden, samt Grundmauern der dazu gehörigen Kirche.

Der Aufstieg zum Ellerspring danach war noch relativ trocken, aber dann wurden wir dreimal durch heftige Regengüsse durchnässt: Jacken an, Schutz suchen, das Ende abwarten, oder auch: Augen auf und durch.

Die Rastplätze hatten bei so viel Feuchtigkeit schon Moos angesetzt.
Zwischenstation waren die Glashütter Wiesen, wo für den Betrieb der Glashütte der Wald weiträumig abgeholzt worden ist.
Meine Sammlung bemerkenswerter Bäume: Hier die Albert-Eiche (Glashütter Wiesen)

Hier kam dann der nächste Schutt runter, und als endlich von einer Minute auf die andere die Sonne rauskam, dampfte der Wald nur so vor Feuchtigkeit.

Schließlich haben wir uns noch den steilen Umweg über die Alteburg geleistet und mussten uns danach erst einmal von dem Aufstieg erholen.

Diese Bänke sind eine Spezialität der Traumschleifen-Wanderwege in der Pfalz.
Der Turm auf der Alteburg in 620 m Höhe
Mit fantastischem Blick über den Soonwald und den gesamten Hunsrück

Unseren zahlreichen Umwege haben letztlich dazu geführt, dass die Tour länger wurde als geplant und wir Mühe hatten, noch rechtzeitig Jürgens Bus zurück nach Mainz zu erwischen. Da war es dann sehr hilfreich, dass Jürgen ein Schritttempo drauf hat, mit dem ich kaum mithalten kann. Und das nach 27 km – und das läuft er auch nicht gerade jeden Tag. Dann hatten wir aber doch noch Zeit für Kuchen und Eis (mein erstes Abendessen).

In Gemünden stehen noch Teile der Kulissen des Films 3. Heimat

Ich habe dann noch 3 km drangehängt zu meiner Unterkunft in Gehlweiler: Ellen’s Wanderreitstation. Und die wäre allein schon ein Kapitel auf meiner Wanderung wert. Ich werde es trotzdem kurz machen.

Ellen und Rudi haben mich auch ohne Pferd hier ganz herzlich aufgenommen, und ich habe den Gruppenschlafraum ganz für mich.
Ich hatte ein festes Dach über dem Kopf, durfte/musste nicht im Planwagen schlafen.

Dazu zwei kühle Bier und nette Unterhaltung bis der müde Wanderer ins Bett bzw. an seinen Blog musste. Ich habe zwei tolle Menschen kennengelernt mit fantastischen Lebensläufen. Eben das richtige Leben. Ellen fährt für den Milchhof Soonwald die kuhfrische Milch aus (eine echte Erfolgsgeschichte), Rudi fährt Bus (früher viel Reisebus: Prag, Paris …) und dann noch die Wanderreitstation mit zwei eigenen Pferden.

Und ihr Haus und eigentlich der ganze Ort war 2012 Filmkulisse für den Film Heimat von Edgar Reitz. Dafür wurden monatelang die Häuser verkleidet, Kulissen aufgebaut und der Boden überall mit Lehm aufgeschüttet. Unglaublich was da nach und nach um die vorhandenen Häuser herum entstanden ist. Und mindestens genauso unglaublich, dass alle Leute das mitgemacht haben.

Das Haus von Ellen und Rudi war die Kirche. Hinter dem Kirchenportal ihre Garage!

Ich konnte mit den Fotos Schritt für Schritt verfolgen, wie nach und nach das Dorf verkleidet wurde. Da muss ich von Prag nach Paris laufen, um Gehlweiler hier um die Ecke kennenzulernen.

11.05.

Nach den Aufregungen der letzten beiden Tage, bin ich es heute etwas weniger abenteuerlich angegangen.

Burg Stahleck in der Morgensonne – auch schön.

JH-Frühstück bedeutet ja immer, man ist nicht allein. Aber mit 100 oder mehr 4-Klässlern ist es schon besonders. Ich bin schon früh frühstücken, als ich den Raum noch für mich hatte, und bin erst gegangen, als der Sturm wieder vorbei war.

Der Innenhof mit dem Treppenaufgang in den Fels gehauen. Gerade mal für 5 Sekunden leer.

Die Burg liegt schon ziemlich weit oben, aber ich musste noch höher, zuerst auf den Rabenkopf (400 m) und hinter Rheinböllen dann auf den Hochsteinchen (648 m).

Mit sehr schönem Blick auf die Weinberge und den Rhein
Mein Abschiedsbild vom Rhein. Das Wetter sieht trübe aus, aber es wurde noch richtig heiß.

In Rheinböllen war ich gegen 12:30 Uhr und musste mir dann noch die Zeit bis 14 Uhr mit Kuchen essen, Vorräte einkaufen und Nachtquartier auschecken vertreiben. Denn der Schuster machte dann erst wieder auf, und mein Gürtel braucht seit Wochen ein neues Loch. Ich hab abgenommen, hat der Schuster auch gleich messerscharf geschlossen. Mindestens 7 kg, aber eher 10 kg. Hab mich lange nicht mehr gewogen.

23 km waren es heute nur, aber die letzten drei bis Argenthal bin ich im Stechschritt gelaufen, weil es schwer nach Gewitter aussah. Aber es hat mich verschont.

Ein Reh! Diesmal hab ich es zuerst gesehen und konnte noch Fotos machen.

10.05.

Die Überraschung: Eis auf Zelt und Wiese.

Die Nacht war nass, weil das Tarp durch die Luftfeuchtigkeit auch von innen nass war, und kalt. Kaum zu  glauben, es wurde unter Null Grad, und am Morgen hatte ich eine dünne Eisschicht auf dem Zelt. Auch der Schlafsack ist natürlich außen nass geworden. Bei jedem Aufstehen, Umdrehen, frierend Aufwachen, wärmere Sachen Anziehen bin ich kalt geduscht worden.

Aber im Schlafsack habe ich die Nacht zumindest weitgehend trocken überstanden und habe auch mal geschlafen. Bei den Bedingungen ein Wunder! Und der Campingplatz hatte eine gute Heizung in Dusche und Toilette. So ist meine Ausrüstung wieder halbwegs trocken geworden.

Rundblick von der Höhe aufs Wispertal

Jetzt war ich natürlich nicht mehr auf meinem E3 Wanderweg. Karten habe ich hier nicht, weil ich völlig ohne Netz und doppelten Boden wander. Mit etwas Intuition habe ich den Wanderweg an der Wisper gefunden, aber nach 3 km auch schon wieder verloren. Dann musste ich ein paar km auf der Wisperstraße laufen. Zum Glück waren die Biker erst ab 11 Uhr unterwegs. Frühstück gabs natürlich keines – erst nach 6 km mit Blick über das Wispertal.

Für die Ortsunkundigen: Die Wisperstraße geht schmal und kurvenreich durch das Tal der Wisper. Und der Wispersteig führt vorwiegend auf der Höhe entlang.

Ohne Karten bin ich dann dem Wispersteig gefolgt, der sehr schön und wild ist, aber mich überhaupt nicht weiter in Richtung Ziel (zurück zum E3 oder nach Lorsch) gebracht hat.

Wild und manchmal gefährlich. Hier hab ich ein Rudel Rotwild von einem Dutzend Tieren aufgeschreckt, die in wildem Galopp durch den Wald sind.

Ich hatte den E3 verlassen und war im Blindflug unterwegs Richtung Lorsch. So bin ich bei der Kanterburg gelandet – beliebter und bekannter Bikertreff. Vorübergehend geschlossen. Hier war mein Plan, mir mit WLAN neues Kartenmaterial aufs Handy zu laden.

Trotz tollem Wetter war meine Laune jetzt echt schlecht. Wandern ohne Karten ging nicht. Ein Bus kam nach Plan erst nach 5 Stunden, Taxizentrale reagiert nicht. Da hab ich dann mal wieder den Daumen rausgehalten.

Eine Stunde nur Biker, Sportwagen, ein Erlkönig und wenig anderes. Dann hat mich eine Frau vom HR gerettet und mitgenommen. Die drehten gerade eine Reportage über Lorsch und den Wispersteig – Titel hab ich vergessen.

So bin ich dann völlig easy nach Lorsch gekommen.
Und mit der Fähre auch über den Rhein …
… nach Niederheimbach.

Dann noch ein lockerer Spaziergang am Rhein entlang bis Bacharach.

Bacharach City
Letzter Aufstieg und Blick von oben auf Bacharach

Und da hatte ich ein Zimmer in der Jugendherberge Bacharach gebucht. Nachdem ich mein Zimmer in der DJH Oberwesel storniert hatte. Bisschen viel Checkerei heute – das nervt.

Burg Stahleck, mein Quartier heute – da kann man nicht meckern.
Mein Blick in den Innenhof
Der Aufgang zu meinem Zimmer (ganz oben links) und zu meiner Dusche (halbe Treppe links)

So konnte ich wieder richtig heiß duschen, einen Teil meiner Sachen waschen und trocknen und bin wieder versöhnt mit dem Tag. Und ich bin etwa am Etappenziel – auch wenn ich nur 19 km gelaufen bin.

Und zum Schluss so ein Ausblick.

09.05.

Die Auringer Mühle ist wirklich eine Empfehlung wert.

Jedes Zimmer ist individuell und sehr geschmackvoll gestaltet. Und dieses Jahr wollen sie auch noch eine Straußwirtschaft aufmachen. Wenn ihr mal ein Wochenende abschalten wollt: www.auringermuehle.de

Geniale Augenblicke

Die Tour heute war auf vertrauten Wegen in einem großen Bogen um Wiesbaden, vom Kellerskopf, über die Platte und die Eiserne Hand zur Hohen Wurzel.

Wandern auf dem Taunuskamm
Einigen wird das bekannt vorkommen: Das Jagdschloss Platte.
So schön kann der Taunus bei Sonnenschein sein.

Dann noch Schlangenbad und Hausen vor der Höhe und meine Wanderung wäre nach 32 sonnigen km zu Ende gewesen. Aber in Hausen, war kein Zimmer zu bekommen. Ich wusste, dass es schwierig wird, und hatte auch überlegt in einer Schutzhütte zu übernachten, aber so etwas ist mir auf meinem Weg zumindest auf den letzten 10 km nicht mehr begegnet.

Der Wirt meiner potentiellen Unterkunft hat dann mehrere Alternativen vorgeschlagen, die aber alle noch 8 km Wanderung bedeutet hätten.

Vom Nachbartisch kam schließlich die Rettung. Die beiden schlugen vor, mich zum Campingplatz Matzenmühle mitzunehmen. Gute Idee, aber dort ist Ruhetag! Aber Jan ist bei der Feuerwehr und Katastrophen gewohnt. Er hat den Chef, den er noch vom letzten Brand kannte, aus seinem Wohnwagen geholt und alles klargemacht.

Jan aus Niedergladbach. Danke für euren Einsatz!

Das war heute mein Mühlentag. Aber vom Komfort her das komplette Gegenteil. Immerhin hab ich es geschafft, mein Tarp mit meinen Wanderstöcken zweimal perfekt aufzubauen – nachdem ich das erste Mal einen Kuhfladen mit im Zelt hatte.

Gemütlich ja, aber freier Raum überm Kopf etwa 20 cm.
Also reinkriechen und sich wohl fühlen.

Abrr WLAN? Was ist das! Und kein Netz seit nachmittags um 15 Uhr.

08.05.

Der Wald hat heute im Dunst etwas Geheimnisvolles, Zauberhaftes.

In der Luft liegt noch die Feuchtigkeit der letzten Tage und ich wandere langsam und stetig bergauf durch Streuobstwiesen.

In Hintergrund (kaum zu erkennen) die Burg Königstein, wo ich gestern war.
Meine Erwartungen noch übertroffen: Hier blüht schon der erste Ginster.

Nach 7 km Anstieg habe ich auf 506 m Höhe den Atzelbergturm erreicht. Mit meiner Höhenangst und bei der geringen Fernsicht bin ich nicht hochgestiegen. Aber beeindruckend ist er auch von unten auf jeden Fall.

Der Atzelbergturm mit seinem modernen Gegenstück.

Stop in Fischbach. Ich such mir ne Bank im Ort für eine Pause und kämpfe grad mit mir, ob ich den leichteren Weg am Bach oder den über den Berg nehmen soll. Da fragt mich ein alter Mann (relativ fein, aber mit zerschlissener Trainingshose) ob er sich zu mir setzen könnte, er wohne hier und hätte mich vorbeigehen sehen. Er wollte mir was Gutes tun und holt ne Flasche Äppler und ein Glas aus seiner Plastiktüte. Natürlich trinken wir zusammen und kommen ins Gespräch. Ich erzähle von Prag-Paris. Und er von seiner Kindheit in Prag – und ich sitze hier im Egerland-Viertel (vgl. meine Tschechien Beiträge).

Zum Abschied bekomme ich noch eine Handvoll Eukalyptus Bonbons geschenkt. Und die Empfehlung, den Weg über den Berg Staufen zu nehmen, mit fantastischer Aussicht vom Kaisertempel. Und einem Ausflugsrestaurant.

Der Staufen gehört tatsächlich zum Frankfurter Stadtwald.

Also geht’s über den Staufen, mein dritter Berg heute. Das Restaurant hat montags geschlossen – aber die Aussicht ist wirklich schön – trotz Wolken.

Der Kaisertempel oberhalb von Eppstein
Und die Aussicht von ganz oben auf Eppstein. Da musste ich natürlich auch noch runter.

Eppstein hat seine Altstadt und eine Burg zu bieten, aber am meisten interessiert hat mich das „alternative“ Projekt im Bahnhof: Wunderbar weite Welt. Mit wunderbar kreativer Atmosphäre, gutem Kuchen und guter Musik (u.a. Patti Smith)

Bahnhof Eppstein
Eppstein, Altstadt und Burg

Mein Weg hat mich heute ganz nah an die A3 und an Wiesbaden heran geführt. Schon verrückt, hier zu sein und an einem Bus vorbeizukommen, der nach Wiesbaden zum Platz der deutschen Einheit fährt.

Endstation Linie 21
Hier kreuzt der E3 die A3.

Eigentlich wollte ich heute bis Naurod, aber die Übernachtungen dort waren mir zu teuer. Ich wollte es diesmal riskieren und einfach auf der Straße nachfragen. Aber dann bin ich an der Auringer Mühle mit einem Schild „Bed&Breakfast“ draußen vorbeigekommen und habe einfach mal angerufen – und es passt: Zimmer frei und bezahlbar. Und für die Besitzer das erste Mal, das jemand vor der Tür steht und für den gleichen Abend ein Zimmer will.

Auringer Mühle

So waren es heute 27 km und vier Berge: Atzelberg 506 m, Rossert 515 m, Staufen 451 m, Erlensuder 371 m. Die vier Spitzen rechts im Höhenprofil.

07.05.

Heute hab ich mir Urlaub von der Wanderung genommen, bin in Glashütten geblieben und habe zuerst meine Brüder verabschiedet.

Dann kam lieber Besuch aus Astheim.

Ute und ich haben einen Ausflug nach Königstein gemacht. Mit dem Auto, denn es hat ausnahmsweise mal wieder geregnet. Alles ganz ungewohnt und ohne Rucksack.

Königstein hat sich relativ trocken und hübsch präsentiert.
Das alte Stadttor

Und ein bisschen gelaufen sind wir dann auch noch und haben uns die Burg angesehen. Keine Ahnung, dass Königstein eine hat und dann auch noch so eine große Anlage, die mindestens bis auf das Jahr 1215 zurückgeht.

Von einem von Münzenberg angelegt und Teil der Befestigungsanlagen von Kaiser Barbarossa.
Der zentrale Palast wurde von mehreren massiven Ringmauern geschützt.

Es gibt jede Menge Katakomben, Säle und Räume, die für Feste gemietet werden können.

Eine Hainbuche (?) im Kurpark

Morgen geht es wieder weiter, allein und durch den Taunus und meine geplanten nächsten Stationen sind Naurod, Hausen vor der Höhe und Kaub.