Ich wollte mir morgens noch das Magazin ansehen, das meine Gastgeberin herausgibt, ein Magazin für Frauenmode. Erst war sie irritiert – dann ich, weil sie sagte, das ginge nicht, das wäre doch in Reims. Dann ist bei mir der Groschen gefallen: Magasin = Laden in Reims. Magazine = Magazin.
Mir ist jetzt auch klar geworden, warum ich den Hof gestern nicht gefunden habe.
Über den sieben Bergen bei den sieben Zwergen – und von der Marneseite aus, aus der ich kam, überhaupt nicht zu sehen.
Und die Tiere sind alle glücklich dort, die Schafe und Ziegen grasten im Weizenfeld hinterm Haus. Ich hatte da Bedenken, aber die dürfen das, sagt Adeline.
Da ich ja jetzt schon mal in den Bergen war, habe ich meinen Weg dort fortgesetzt. Und bin alle 500 m an kleinen Steinkuppeln vorbeigekommen.
Es sind die oberirdischen Teile einer großen Wasserleitung (Aquädukt) und dadurch habe ich auch verstanden, was es mit den seltsamen Brücken auf sich hat, die Flüsse überqueren, über die man aber nicht gehen kann, weil oben eines dieser Häuschen sitzt.
Ich bin letztlich wieder an die Marne zurückgekehrt. Mein linker Fuß fängt wieder an zu schmerzen, unter dem rechten haben sich dicke Schwielen gebildet, so dass ich jetzt eigentlich eine Schuhgröße mehr bräuchte. Da sind die Bergtouren ziemlich unangenehm.
Die Dörfer sind jetzt etwas belebter, ich finde eine Post, es gibt Schülerlotsenunterricht für Grundschüler, es gibt eine Kneipe an der Marnebrücke und überall Bahnhöfe mit direkter Verbindung nach Paris.
Ich habe heute die 1.500 km voll gemacht mit den 33 km, die ich gelaufen bin. Und meine Füße signalisieren, dass es reicht. Sie nehmen jeden unnötigen Umweg übel. Bei den Schuhen lösen sich auch schon Teile der Sohle. Immerhin erstaunlich, dass sie so lange durchgehalten haben.
Mein Ziel heute war La-Ferte-sous-Jouarre; nicht besonders groß, aber ziemlich hektisch. Diesen Lärm und Verkehr bin ich überhaupt nicht mehr gewohnt, und das Wandern auf Landstraßen ist inzwischen so gefährlich, dass ich teilweise weite Umwege machen muss.
Mein Ziel heute ist wieder eine Airbnb-Unterkunft mit zwei sehr gebildeten und ökologisch bewussten Menschen – und ich komme in den Genuss einer Kompost-Toilette. Funktioniert so ähnlich wie ein Katzenklo.