Was ein Tag! Zuerst hat sich der Muskelkater als ein alter Bekannter zurückgemeldet. Der lange Abstieg gestern ist mir ganz schön in die Beine gegangen. Aber was soll’s, der Kater ist nach den ersten Kilometern weg und die Landschaft ist weiterhin toll.
Es gibt hier „Fränkische“ Fachwerksarchitektur in Spurenelementen, die liebevoll erhalten wird, und die Wege sind zum Teil ziemlich abenteuerlich.
Zum Glück habe ich mittags in einem unscheinbaren Dorf ein Plätzchen für ein zweites Frühstück gefunden. Ich versuche es dann zwischen all den Biertrinkern immer mit sladke jídlo (etwas Süßes) – und das Ergebnis kann sich diesmal sehen lassen.
Dann habe ich kurz vor dem See von Jeseniče den markierten Weg verloren – aber einen sehr schönen neuen entdeckt, der mich erst durch Kleingärten und dann ans Ufer des Sees geführt hat. So geht’s mir die ganze Zeit: dauernd Überraschungen.
Dann war allerdings irgendwann Schluss und ich bin immer weiter durch hohes Gras gestapft, und als es sumpfig wurde, musste ich ein frisch gekeimtes Getreidefeld queren (natürlich immer in den Traktorspuren), dann kam eine Schnellstraße und danach noch ein Weizenfeld.
Ich wusste ja genau wo ich war – und ungefähr wo ich hinmusste.
Schließlich musste ich auf eine stillgelegte Eisenbahntrasse hochkraxeln und ab da war alles easy. Ich kam so bis ins Zentrum von Cheb – immer entlang der Bahn, manchmal auch auf der Bahn.
In Cheb habe ich mich zunächst um meine Versorgung für die Ostertage gekümmert, es ist Schnee angesagt und die Vorräte sind alle.
Und nebenan gabs dann auch noch einen Loopschal, den ich mir zum Schutz für die Ohren gekauft hab.
Das Zentrum von Cheb war eine positive Überraschung, weil so viel alte Bausubstanz erhalten ist. Es gibt einen Dom, den ich mir gespart habe, einen schönen Marktplatz und eine Burg aus Lavagestein.
Meine Pension erreichte ich nach 28 km – etwas außerhalb und relativ einfach zu finden. Nur erwartete kein Mensch meine Ankunft und an der Pension stand außer „besetzt“ noch ein zahnloser Hausmeister mit scharfem Hund. Es kamen dann alle (!) Nachbarn zusammen, und jemand versuchte den Besitzer der Pension anzurufen, aber auch der wusste von nichts. Es gab aber noch einen Sohn gleichen Namens – der nicht erreichbar war.
Zum Glück hatte ich einen Ausdruck einer E-Mail mit meiner Reservierung vorzuweisen. Jedenfalls blieb die Suche ergebnislos und die Pension verschlossen.
Zum Glück sprach der Sohn vom Freund des Vermissten gut Deutsch und hat mir geholfen, eine Alternative zu finden – in der dann auch noch ein Zimmer frei war. Here I am – ohne WLAN. Und vermutlich morgen früh ohne Frühstück.