12.05.

Ich bin heute morgen gleich mit Begleitung gestartet: Jürgen, ein guter Freund, hat sich mir angeschlossen. Wenn er gewusst hätte, auf was er sich da einlässt …

Guten Morgen in Argenthal

Der Soonwaldsteig war heute unser Programm, und gleich am Anfang haben wir einen Abstecher zur Einsiedelei Reizenborn gemacht, wo von 1732 bis 1784 zwei Mönche gelebt haben, auf 42 qm.

Die Eremitage Rätzebore ist inzwischen wieder aufgebaut worden, samt Grundmauern der dazu gehörigen Kirche.

Der Aufstieg zum Ellerspring danach war noch relativ trocken, aber dann wurden wir dreimal durch heftige Regengüsse durchnässt: Jacken an, Schutz suchen, das Ende abwarten, oder auch: Augen auf und durch.

Die Rastplätze hatten bei so viel Feuchtigkeit schon Moos angesetzt.
Zwischenstation waren die Glashütter Wiesen, wo für den Betrieb der Glashütte der Wald weiträumig abgeholzt worden ist.
Meine Sammlung bemerkenswerter Bäume: Hier die Albert-Eiche (Glashütter Wiesen)

Hier kam dann der nächste Schutt runter, und als endlich von einer Minute auf die andere die Sonne rauskam, dampfte der Wald nur so vor Feuchtigkeit.

Schließlich haben wir uns noch den steilen Umweg über die Alteburg geleistet und mussten uns danach erst einmal von dem Aufstieg erholen.

Diese Bänke sind eine Spezialität der Traumschleifen-Wanderwege in der Pfalz.
Der Turm auf der Alteburg in 620 m Höhe
Mit fantastischem Blick über den Soonwald und den gesamten Hunsrück

Unseren zahlreichen Umwege haben letztlich dazu geführt, dass die Tour länger wurde als geplant und wir Mühe hatten, noch rechtzeitig Jürgens Bus zurück nach Mainz zu erwischen. Da war es dann sehr hilfreich, dass Jürgen ein Schritttempo drauf hat, mit dem ich kaum mithalten kann. Und das nach 27 km – und das läuft er auch nicht gerade jeden Tag. Dann hatten wir aber doch noch Zeit für Kuchen und Eis (mein erstes Abendessen).

In Gemünden stehen noch Teile der Kulissen des Films 3. Heimat

Ich habe dann noch 3 km drangehängt zu meiner Unterkunft in Gehlweiler: Ellen’s Wanderreitstation. Und die wäre allein schon ein Kapitel auf meiner Wanderung wert. Ich werde es trotzdem kurz machen.

Ellen und Rudi haben mich auch ohne Pferd hier ganz herzlich aufgenommen, und ich habe den Gruppenschlafraum ganz für mich.
Ich hatte ein festes Dach über dem Kopf, durfte/musste nicht im Planwagen schlafen.

Dazu zwei kühle Bier und nette Unterhaltung bis der müde Wanderer ins Bett bzw. an seinen Blog musste. Ich habe zwei tolle Menschen kennengelernt mit fantastischen Lebensläufen. Eben das richtige Leben. Ellen fährt für den Milchhof Soonwald die kuhfrische Milch aus (eine echte Erfolgsgeschichte), Rudi fährt Bus (früher viel Reisebus: Prag, Paris …) und dann noch die Wanderreitstation mit zwei eigenen Pferden.

Und ihr Haus und eigentlich der ganze Ort war 2012 Filmkulisse für den Film Heimat von Edgar Reitz. Dafür wurden monatelang die Häuser verkleidet, Kulissen aufgebaut und der Boden überall mit Lehm aufgeschüttet. Unglaublich was da nach und nach um die vorhandenen Häuser herum entstanden ist. Und mindestens genauso unglaublich, dass alle Leute das mitgemacht haben.

Das Haus von Ellen und Rudi war die Kirche. Hinter dem Kirchenportal ihre Garage!

Ich konnte mit den Fotos Schritt für Schritt verfolgen, wie nach und nach das Dorf verkleidet wurde. Da muss ich von Prag nach Paris laufen, um Gehlweiler hier um die Ecke kennenzulernen.