Ich bin heute morgen gleich mit Begleitung gestartet: Jürgen, ein guter Freund, hat sich mir angeschlossen. Wenn er gewusst hätte, auf was er sich da einlässt …
Der Soonwaldsteig war heute unser Programm, und gleich am Anfang haben wir einen Abstecher zur Einsiedelei Reizenborn gemacht, wo von 1732 bis 1784 zwei Mönche gelebt haben, auf 42 qm.
Der Aufstieg zum Ellerspring danach war noch relativ trocken, aber dann wurden wir dreimal durch heftige Regengüsse durchnässt: Jacken an, Schutz suchen, das Ende abwarten, oder auch: Augen auf und durch.
Hier kam dann der nächste Schutt runter, und als endlich von einer Minute auf die andere die Sonne rauskam, dampfte der Wald nur so vor Feuchtigkeit.
Schließlich haben wir uns noch den steilen Umweg über die Alteburg geleistet und mussten uns danach erst einmal von dem Aufstieg erholen.
Unseren zahlreichen Umwege haben letztlich dazu geführt, dass die Tour länger wurde als geplant und wir Mühe hatten, noch rechtzeitig Jürgens Bus zurück nach Mainz zu erwischen. Da war es dann sehr hilfreich, dass Jürgen ein Schritttempo drauf hat, mit dem ich kaum mithalten kann. Und das nach 27 km – und das läuft er auch nicht gerade jeden Tag. Dann hatten wir aber doch noch Zeit für Kuchen und Eis (mein erstes Abendessen).
Ich habe dann noch 3 km drangehängt zu meiner Unterkunft in Gehlweiler: Ellen’s Wanderreitstation. Und die wäre allein schon ein Kapitel auf meiner Wanderung wert. Ich werde es trotzdem kurz machen.
Dazu zwei kühle Bier und nette Unterhaltung bis der müde Wanderer ins Bett bzw. an seinen Blog musste. Ich habe zwei tolle Menschen kennengelernt mit fantastischen Lebensläufen. Eben das richtige Leben. Ellen fährt für den Milchhof Soonwald die kuhfrische Milch aus (eine echte Erfolgsgeschichte), Rudi fährt Bus (früher viel Reisebus: Prag, Paris …) und dann noch die Wanderreitstation mit zwei eigenen Pferden.
Und ihr Haus und eigentlich der ganze Ort war 2012 Filmkulisse für den Film Heimat von Edgar Reitz. Dafür wurden monatelang die Häuser verkleidet, Kulissen aufgebaut und der Boden überall mit Lehm aufgeschüttet. Unglaublich was da nach und nach um die vorhandenen Häuser herum entstanden ist. Und mindestens genauso unglaublich, dass alle Leute das mitgemacht haben.
Ich konnte mit den Fotos Schritt für Schritt verfolgen, wie nach und nach das Dorf verkleidet wurde. Da muss ich von Prag nach Paris laufen, um Gehlweiler hier um die Ecke kennenzulernen.