29.05.

Ich hab meine Reiseplanung aktualisiert und festgestellt, das wird meine letzte Woche. Ich freue mich aufs Heimkommen.

Heute morgen gab es Fastfood-Frühstück mit einer Horde Holländer auf alten Vespas. Was ne Bande. Null Esskultur.

Das Hotel F1 liegt direkt an der Autobahn, die sie jetzt wohl wieder unsicher machen wollen. Nähmaschinen mit zwei Rädern.

Ich war früh auf den Beinen, weil ich eine lange Strecke vor mir habe, 10 Stunden Marsch, und das Tourismusbüro macht um 19 Uhr zu. Daher hab ich nicht auf den Intermarché gewartet, der erst um 9 Uhr aufmacht. Da wollte ich lieber wieder los.

Nur Allergiker werden gleich erkennen, was mich heute erwartete: Pollen in dicken Flocken in der Luft und auf dem Boden.

Aber meine Nase ist anscheinend durch die viele Natur gestählt, jedenfalls habe ich nicht auf den Reiz reagiert.

Ich bin heute schlecht vorbereitet und wollte eigentlich Karten, Kekse und Kroissants kaufen. Meine Landkarten sind hier zu Ende und ich muss jetzt nur noch mit den Karten der App klarkommen. Aber für den Weg am Kanal entlang brauche ich überhaupt keine Karte.

Zwischendurch hatte ich mal ideale Bedingungen, Bäume wie eine Allee, Schatten und keinen Asphalt.

Aber oft bin ich in der Sonne gelaufen und bin völlig ausgetrocknet. Das erste Dorf, die Bäckerei hat geschlossen. Das zweite Dorf, es gibt eine Bar oben am Platz – aber ich stelle fest: ebenfalls geschlossen. Das dritte Dorf, der nächste Umweg, aber hier gibt es eine Bar und viel Cola und Orangina mit Eis!

Das baut auf und ich laufe gestärkt weiter. Die nächste Pause mache ich am Kanal. Erst die Arme ins Wasser, dann den Kopf, dann die Füße – und zum Schluss noch das Shirt ins Wasser und nass angezogen. Und den toten Hasen weiter unten im Kanal hab ich zum Glück erst später gesehen.

Heute haben mich über Kilometer diese Margueriten begleitet, in rauhen Mengen. Und Schmetterlinge, die ich bin Deutschland gar nicht kenne, und Eidechsen und Libellen in Mengen. Und der Holunder blüht und erste gelbe Kirschen hängen an den Bäumen!

Ich bin ja in der Champagne, aber es dauert lange bis ich den ersten Weinberg sehe.

Später wurden es dann mehr und es sah aus wie in Rheinhessen.

Mich hätte ja heute ein Bad in der Marne gereizt, aber jetzt muss ich Zeit sparen und auf solche Extras verzichten. Der Weg zieht sich, und meine Füße melden sich schmerzhaft, die nächste Blase erwartet mich wohl heute Abend.

Es sind auch wieder lange 36 km bis ich Epernay bin. Die Stadt ist echt die Champagnerstadt, Sitz von Moët&Chandon und anderer Marken. Und in den Cafés auf der Straße wird echt Champagner getrunken. Aber sonst die Stadt laut und ziemlich verbaut. Großes Bahngelände in der Stadt, Unterführungen, Neubausünden und die Protzbauten der Champagnermarken, die wohl zum Weltkulturerbe gehören, wenn mein Französisch mich nicht täuscht.

Es gibt einige schöne Ausnahmen wie diese Jugendstilvilla.
Und diesen seltsamen Turm. Markenzeichen einer anderen Sektmarke.

Das Tourismusbüro hat mir auch weiterhelfen können und mir Airbnb für den Rest der Strecke empfohlen. Und da bin ich jetzt Mitglied und habe eine günstige Übernachtung für morgen gefunden. Ach – und große Wäsche musste ich machen; mein Zeug war echt durchgeschwitzt und dreckig.

Mein Weg von Chalons-en-Champagne nach Epernay – heute mal wieder vollständig und ohne Unterbrechungen.