19.05.

Heute hat es den ganzen Tag geregnet – und das richtig. Super für die Landwirtschaft, für mich eher naja. Dabei hab ich den Eindruck, hier wächst alles schon wie verrückt: Gestern hab ich Löwenzahn gesehen, dessen Blüten (oder eher Samenstände) gingen mir bis zur Hüfte und die Blätter waren so lang wie mein Unterarm mit ausgestreckter Hand. Hab leider vergessen ein Foto zu machen.

Jetzt wird der Jakobsweg ganz zünftig ausgeschildert.

So laufe ich durch den Regen – mit meinem Cape vor mir wie die Schürze vom Sterntalermädchen. Und leere ab und zu das angesammelte Wasser aus. Aber es gibt ja klein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Leider passten der Neoprenanzug und die Gummistiefel nicht mehr in den Rucksack.

Das war das Ergebnis.

Heute hätte ich mich über ein wenig Asphalt gefreut, aber es ging vor allem durch Feld, Wald, Wiese, Matsch. Aber was soll ich machen? Also singe ich „I’m singing in the rain“ und anderes. Jedenfalls ohne schlechte Laune.

Kapelle aus dem 11. Jahrhundert

Und meine Pilger sind weit und breit nicht zu sehen. Warum machen die das? Warum mache ich das? Ein Lebensabschnitt ist mit der Rente zu Ende gegangen und dann hat das wohl was mit Selbstvergewisserung zu tun. Wer bin ich, was macht mich aus. Auch in solchen Situationen wie heute, in denen ich es hinnehme ein kleiner Teil der Natur zu sein. Und ehe ich nicht die alten Träume realisiert habe, ist kein Platz für neue.

Oh wie „schön“, endlich ist Metz in Sicht.

Bis Metz sind schließlich auch die Schuhe innen nass. Aber sonst ist alles trocken unter dem Cape.

Endlich zeigt sich die Mosel auch mal von ihrer schönen Seite.
Das Ufer der Mosel in der Stadt

Ich bin mittags in Metz, ein netter Hausmeister lässt mich Rucksack und Cape abladen, obwohl die Jugendherberge erst um 17 Uhr aufmacht. Draußen ein Schild „komplett belegt“. Hoffentlich hat diesmal meine online-Reservierung geklappt.

Ich nutze die Zeit für einen Ausflug zum Centre Pompidou – mit dem Bus! Das Museum ist sehr beeindruckend, aber die Hauptattraktion, eine Ausstellung mit Bildern von Fernand Leger, eröffnet erst morgen.

Das Museum von außen
Und von innen

Passenderweise gibt es aktuell Ausstellungen zum Thema Natur:
Jardin infini.

Impressionen wie ich sie im Wald auch schon hatte
Ich sehe Bilder von Odile Redon, André Masson, Max Ernst und viele überraschende Objekte, wie diese Basaltsteine.
Außerdem fantastische Fotografien und Mehrfachbelichtungen von Peter Fischli und David Weiss

Natürlich besuche ich auch noch die Kathedrale und fotografiere sie bei Regen und später am Abend auch bei Sonne und beschließe den Abend mit leckerem Auflauf mit Ziegenkäse und einer halben Flasche Bordeaux.

Die Kathedrale von Metz, das Portal

Und die Reservierung hat geklappt und ich komme billig und recht primitiv hier unter. Ich dusche kalt, weil es ewig dauert, bis warmes Wasser kommt, und wasche meine Hose ohne Waschmittel unter fließendem Wasser aus, weil es keinen Stopfen gibt.

Morgen wird es wieder schwierig mit dem Schlafen, weil es in dem Naturpark, den ich quere, kaum Orte und erst recht keine Unterkünfte gibt.

5 Gedanken zu „19.05.“

    1. Regen hatte ich ja vorher auch schon reichlich. Mehr der Kontakt zu den anderen Pilgern und meine Fantasien über deren Gründe.

  1. Ach Jürgen, der Regen, der Matsch, was für eine schöne Vorstellung gegenüber dem ev. Kirchentag nächste Woche in Berlin, in den wir uns unvorhergesehen stürzen werden.

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